Die Schutzbefohlenen

von Elfriede Jelinek

In dem Buchstabencontainer, den Michael Simon ins Kleine Haus gestellt hat, lenkt fast nichts ab von dem bösen, bitteren, in seinen Sprachspielereien bis zum berüchtigten Kalauer immer wieder ungemein erhellenden hochvirtuosen Wortschwall...

Der fabelhaften Johanna Eiworth bei diesem irrwitzigen sprachlichen Kamikazeritt zwischen demokratischen Standards und tief im Innern – bei uns allen? – gärendem Rassismus zuzuhören und zuzusehen, ist ein großer Genuss. Die Gefahr, dabei nicht auf eigene Kosten zu lachen, ist durchaus vorhanden, aber zugleich blitzt in all diesen kleinen metaphorischen Verschiebungen – vom Bewussten ins Unbewusste – immer wieder die schlagende Erkenntnis über das ideologische Potenzial von Sprechweisen auf... und ein starkes Schlussbild, das unter die Haut geht. Nach und nach montieren die Schauspieler mit dem Akkuschrauber, dem deutschesten aller Heimwerkergeräte, die Boden- und die Seitenplatten ab und tragen sie in der Mitte des Raums akkurat zu einem Stapel zusammen: Auf den Rückseiten sind die Namen von bei der Flucht Umgekommenen zu lesen. 

Bettina in Badische Zeitung 1.12.2014
 

Regie, Bühnenbild und Kostüme
Michael Simon
Video
Ariane Andereggen
Dramaturgie
Tilman Neuffer und Julia Reichert

Mit
Mila Dargies
Johanna Eiworth
Lena Drieschner
Jürgen Herold
Holger Kunkel

Premiere am 28.11.2014 am Freiburger Theater