ARCHITECTUAL INTERVENTION

Installation vor dem Stadttheater Romolo Valli in Reggio Emila, Piazza Martiri
im Rahmen des Festival Danza Reggio Emila September 1990

Neunzehnhundertneunundachtzig stand eine zeitlang eine mehrere Meter hohe Turbine (in Wirklichkeit eine riesige Wíndmaschine) auf dem Platz vor dem Theater in Reggio Emilia.

Die Turbine war vorher einmal das beherrschende Bühnenelement eines Balletts von William Forsythe gewesen, das fast nur aus Sprache bestand.

Sie hatte einfach nur auf der Bühne gestanden (sich zum Schluß einmal nach vorne bewegt) und die Personen auf Miniaturgröße schrumpfen lassen, ohne daß dies weiter kommentiert oder darauf spezifisch reagiert worden wäre. Nun war sie wie eine überdimensionale Projektion in einem stark frequentierten (historischen) Alltagsraum wieder aufgestellt worden und irritierte dabei nicht nur die Erscheinung des öffentlichen Platzes, sondern auch die des (massiven) Theaterhaus.

Das Auftauchen eines solchen fremdartigen Elements ist als künstlerische Intervention genau in dem Moment erfolgreich, wo seine Intention nicht mehr präzise auszumachen ist. Nur dann nämlich kann es eine Diskontinuität, einen Bruch in der scheinbar geschlossenen Oberfläche sichtbar machen, der die unterschwellige, chaotisch-subjektive Bewegung des städtischen Alltagsraums kennzeichnet.

Wenn es keiner der Ebenen mehr eindeutig zuzuordnen ist, kann es zu einem wirksamen Moment im Wahrnehmungsfeld der realen Mutationen architektonischer Strukturen werden und eine differentielle Sichtweise des Raums, in dem man sich befindet, wecken.

Andreas Kahlfels