Kudlich

von Thomas Köck

Bitterer, böser, aber auch verspielter wurde zuletzt selten über die Gegenwart und ihre aktuellen Debatten - etwa über Heimat, Ein- und Ausgrenzung oder über den zunehmend alle Lebensbereiche beherrschenden Primat der Ökonomie - reflektiert…

Regisseur Michael Simon hat die gewaltigen Unwuchten von Köcks Vorlage zum Anlass genommen, eine Inszenierung auf Grundlage einer eigenen Textfassung auf die Beine zu stellen, die Erwartungen an einen geordneten Theaterabend konsequent unterläuft. Es herrscht die Antilogik der Farce beziehungsweise des Kasperletheaters, wo Großes klein und Kleines groß wird. Denn Simon weiß freilich, was er da tut. Das sieht man allein daran, wie klug er die eingangs vom Schnürboden herabgelassenen Schilder - darauf Schlagworte wie "Werte", "Rendite", "Sie" und "Wir" - später so zusammenbaut, dass sie einen kleinen Guckkasten wie beim Kasperletheater ergeben. Passend dazu trägt das Ensemble die meiste Zeit skurril ausgestopfte Puppenkleidung, die ihnen mal etwas Herzförmiges, mal etwas Wurstartiges verleiht. Und natürlich sind die Schauspielerinnen hier die Männer und umgekehrt. Es lohnt sich, sich auf diese widerständige Puppenschlacht einzulassen. Zu erleben ist eine Inszenierung, die nur scheinbar banal daherkommt. In Wahrheit aber jede Menge Theatergeschichte von Nestroy über Graf von Pocci bis Brecht und Jelinek atmet…

Auszug aus der Kritik von Florian Welle aus der SZ vom 6.4.2018

Regie und Bühne
Michael Simon
Mitarbeit und Dramaturgie
Tilman Neuffer
Chorregie
Ariane Andereggen
Kostüme
Kerstin Grießhaber

Mit:
Ariane Andereggen
Jan Gebauer
Sandra Schreiber
Enrico Spohn
Teresa Trauth
Und dem Sprechchor des Ingolstädter Theater

Premiere 24.3.2018 Theater Ingolstadt